Die goldene Ruderzeit von 1956 – 1962

Bis zum Jahre 1951 waren die Erfolge der Ditmarsenruderer mit insgesamt sieben Siegen eher bescheiden.
Dann gelang es dem Trainer AH Wiepke-Cox junge Studenten für die Ruderei und die Verbindung zu gewinnen.
Ein besonderer Glücksgriff waren zwei Ausnahmeathleten, die Brüder Kraft und Frank Schepke. Kraft mit zwei Metern und Frank mit 2.04m Größe waren der Motor nicht nur des Ditmarsenachters, der im Jahre 1955 beim Deutsch-Nordischen Studentenachter in Kiel sensationell mit über drei Längen vor dem Feld zum Sieg fuhr.

Im Olympiajahr 1956 kämpfte diese Mannschaft bereits um höchste sportliche Lorbeeeren: zunächst die Teilnahme an olympischen Spielen. Als nunmehr stärkster bundesrepublikanischer Achter verlor Trainer Wiepkes Ditmarsencrew lediglich das vorolympische Ausscheidungsrennen gegen die Mannschaft von Vorwärts Berlin (DDR) und durfte deshalb nicht mit nach Melbourne reisen.

Der vorzeitige Verzicht des international ungeschlagenen Ditmarsenvierers auf Teilnahme an den innerdeutschen Olympiaausscheidungen zugunsten des Achters hatte sich nicht ausgezahlt.
Ab 1957 wurde systematisch auf die olympischen Spiele 1960 hingearbeitet. Dabei ruderten die Ditmarsen z.T. in Renngemeinschaft zusammmen mit Kieler Studenten aus dem Ratzeburger RC. Schon bald stellten sich neue Erfolge ein.

Die Ditmarsia wurde 1958 Europameister im Vierer, eine Renngemeinschaft Ditmarsia Kiel/Ratzeburger RC 1959 Europameister in Macon.

Weltmeisterschaften wurden damals noch nicht ausgerudert, so daß die Europameisterschaften nach den olympischen Reagtten die bedeutendsten Wettkämpfe waren.

Mit den vier Ditmarsen Frank Schepke, Kraft Schepke, Klaus Bittner und Karl-Heinz Hopp war der Achter der RG Ditmarsia/Ratzeburger RC zum Favoriten der olympischen Ruderregatten 1960 in Rom geworden.

„Die Spritzigkeit der Ratzeburger und die Zugkraft der Ditmarsen, damit werden wir es schaffen“,prophezeite Trainer Wiepke. Und tatsächlich, in einem mitreißenden Rennen auf dem Albaner See bei Rom konnte erstmalig die amerikanische Siegesserie im Achter bei olympischen Spielen durchbrochen werden.

Im Jahre 1961 errangen die vier Ditmarsen aus dem Goldachter noch einmal im Vierer mit Steuermann bei den Europameisterschaften in Prag eine Goldmedaille.

Als Kraft und Frank Schepke, Klaus Bittner und Karl-Heinz Hopp 1962 endgültig mit der Rennruderei aufhörten, hatte die Ruderriege der Ditmarsia 168 Siege gegen Mannschaften aus 25 Nationen und z.T. in Renngemeinschaft mit den Ratzeburger Studenten zahlreiche deutsche, drei Europameisterschaften und einen olympischen Sieg errudert.

Karl Wiepcke – Ein Leben für den Rudersport

Karl Wiepcke, Akademischer Sportlehrer am Hochschulinstitut für Leibesübungen an der Kieler Universität […] Er war ein Idealist, der sich für die Förderung des Rudersports an der Universität Kiel weit über seine dienstlichen Aufgaben hinaus eingesetzt hat. Durch sein fachliches Können, seine Begeisterung und sein Vorbild bestimmte er das Leben im Universitätsbootshaus. In den nahezu 25 Jahren seines Wirkens am Hochschulinstitut für Leibesübungen sind fast alle Nachkriegsgenerationen von Sportstudenten durch seine Ausbildung gegangen.
Viele von ihnen haben als Lehrkräfte in seinem Sinne auf dem Gebiet des Schülerruderns als Protektoren und Ausbilder erfolgreich weitergearbeitet. Mit besonderer Hingabe widmete er sich denen, die sich von ihm für ein Training in den Mannschaftsbooten begeistern ließen. Durch planmäßige Aufbauarbeit gelang es ihm, die Kieler Studentenruderer und -ruderinnen über zahlreiche deutsche Hochschulmeisterschaften hinaus zu Erfolgen zu führen, wie sie keine andere deutsche Universität aufweisen kann. Der Aufstieg der ATV Ditmarsia, die durch ihn in die internationale Spitze gelangte, mündete in den Gewinn der Europameisterschaft 1959 in Macon und schließlich 1960 in Rom in den Olympiasieg des Kiel-Ratzeburger Achters, in dem sieben Kieler Studenten saßen.
Karl Wiepckes Erfolge sind das Ergebnis eines jahrelangen zielklaren Trainings, für das er seine „seine Jungs“ zu motivieren wußte und bei dem er methodisch grundsätzlich neue Wege ging. Sein besonderes Engagement erhellt die Tatsache, dass er nicht nur seine Trainertätigkeit ehrenamtlich ausübte, sondern darüber hinaus die finanziellen Lücken bei Wettkampfreisen stillschweigend aus persönlichen Mitteln schloß.
So gehören Karl Wiepcke und seine Studentenruderer und -ruderinnen zu den wenigen echten Amateursportlern unserer Zeit, die sich freiwillig den Belastungen eines modernen Trainings unterzogen haben, ohne für die damit verbundenen Nachteile und Zeitverluste einen Ausgleich zu erhalten.

Als international anerkannter Experte wurde Karl Wiepcke immer wieder zu Lehrgängen und Vorträgen ins Ausland bis in den fernen Osten gerufen. Insgesamt hat er entscheidend dazu beigetragen, dass man das Kieler Institut für Leibesübungen in Fachkreisen als maßgebend und fortschrittlich auf dem Gebiet des Ruderns ansieht. So wird der Name Karl Wiepcke immer mit dem Rudersport in Kiel und besonders an der Christian-Albrechts-Universität verbunden bleiben.

Dr. K. Feige

Anrudern 1961

Im Vordergrund: AH Wiepcke – Cox
Im Hintergrund: Dr. Wülfing (Präsident des DRV), Ministerpräsident Kai-Uwe von Hassel